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Foto: Monika Kostera / Flickr

Der Lindenblättrige

SERIE: Rebsorten mit Geschichte und Ihren Merkwürdigkeiten!

Der Harslevelü oder Lindenblättrige war früher der Tafelwein, der auf den Hochzeiten ungarischer Könige gereicht wurde. Lieblich, extrakt- und bukettreich, mit grüngelber bis gelbgoldener Färbung, ist der Harslevelü eine autochthone ungarische Sorte und wird nach wie vor dort sowie in der Slowakei und Südafrika angebaut. Doch auch das heutige Burgenland war jahrhundertelang ein wichtiges Anbaugebiet für die uralte pannonische Rebsorte.

Weinregion „West-Ungarn“

Als 1921 West-Ungarn nach der Abstimmung zum Burgenland wurde, war der Lindenblättrige dort die edelste Sorte. Im Jahre 1524, als Burgenland noch zu Ungarn gehörte, wurde Rust sogar von Königin Elisabeth als beste Weinregion Ungarns ausgezeichnet und der weltberühmten Region Tokaj vorgezogen. Für die Auszeichnung von Königin Elisabeth waren der Harslevelü und der Furmint maßgebend. In der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurde der Wein oft bei Festtafeln der Kaiser und Könige gereicht.

Als West-Ungarn nach dem Vertrag von Trianon zu Österreich kam und die Abstimmung um die Hauptstadt Ödenburg etwas dubios anders ausging, entstand ein Zorn in der Bevölkerung.

In der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurde der Wein oft bei Festtafeln der Kaiser und Könige gereicht.

Alles, was ungarisch war und ungarische Namen hatte, wurde radikal eliminiert. Somit verlor auch die Sorte Harslevelü ihren Namen und in der damals aufgeheizten Stimmung ihren Wert. Sie war „ungarisch“, auch wenn sie seit Jahrhunderten den zweiten Namen Lindenblättriger trug.

Lindenblättrige neu entdeckt

Danach geriet die Rebsorte in Österreich in Vergessenheit, die bis zum Jahr 2005 dauern sollte. Da nämlich entdeckte der Frauenkirchner Winzer Joseph Umathum den Lindenblättrigen neu – er besann sich auf die jahrhundertealten Wurzeln seines traditionsreichen Familienweinguts und führte die Sorte erstmals wieder in Österreich ein. 2010 verkaufte er die ersten 300 Flaschen des „Königlichen Tafelweins“, den er nach wie vor unter diesem Namen führt.

Der Lindenblättrige ist eine ganz besondere Sorte – Geruch und Aroma erinnern an Lindenblüten, Heu, Mandeln oder Birnen, gemeinsam mit dem Furmint ist er eine Trägersorte für den berühmten ungarischen Tokajer. Ein Geheimtipp für Liebhaber des Raren, die dem kaiserlich-königlichen Lebensgefühl nachspüren und einen Schluck vom Glanz und Glamour der Habsburgermonarchie kosten wollen.

Hier finden Sie einen Lindenblättrigen zum Probieren www.georgssalon.at

Abbildung des Harslevelü in einer Publikation zur Ampelographie aus dem Jahr 1901 (Bild: Creative Commons)

Weiterführende Links:

Weingut Umathum
Georgs Salon Weinraritäten
SERIE: Rebsorten mit Geschichte und Ihren Merkwürdigkeiten!

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