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Das Weinland Österreich

Die besondere Stellung des Weines in Österreich liegt im natürlichen Lebensraum der Vitis vinifera subspezies sylvestris – die Urrebe – die seit der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren hier heimisch ist, wie die Fichte oder Tanne. Diese Rebe findet sich noch immer in den Donauauen bei Wien und an der March.  Österreich gehört zu den wenigen nördlichen Ländern, wo der Wein ein fixer Bestandteil der Natur ist. Übrigens – die Vitis sylvestris hat nichts mit dem „Wilden Wein“ zu tun. 

Kulturweinbau seit 3000 Jahre

Österreich und der Kulturweinbau wiegen sich in den üblichen Annahmen, dass die Römer den Weinbau brachten – was in keiner Weise stimmt. Der Fund einer bronzezeitlichen Situla den Leseeimer der Urbevölkerung zeigt den Konsum und die Lagerung in einer Art „Gasthof“.  Ohne Patriotismus kann gesagt werden, dass Österreich durch Funde den eindeutigen Beweis des wahrscheinlich ältesten Sortenweinbaus Mitteluropas liefert. In einem Hügelgrab in Zagersdorf wurden auch angekohlte Traubenkerne und Keltergeräte gefunden, die mit 2700 Jahren datiert wurden. Über das atypische Eiweiß der Kerne konnte der Nachweis der Sortenfamilie Silvaner und Weißburgunder wissenschaftlich bestätigt werden.

Heidentor|Carntuntum (Foto: AdobeStock)

Fakt ist , dass Österreich durch Funde den eindeutigen Beweis des ältesten Sortenweinbaus Mitteluropas hat.

 

Die Römer brachten ca. ab 98 nach Christi unter Traian ihre Kulturform nach Carnuntum, aber blieben zumeist bei den vorgefundenen heimischen Sorten, die sie weiter züchteten. Die Bekanntheit des römischen Weinbaues liegt in den vielen Aufzeichnungen begründet. Diese gab es bei uns in der Frühform mangels Schriften einfach nicht. 

Die Illyrer kultivierten um 600 vor Christi in der Steiermark sogar einen weltweit einzigartigen Weintyp, den Schilcher. Nur vom Zeitfenster – die Illyrer brachten den Römern die Kunst des Gewölbebaues mit. 

Frühe Zeugnisse: Weinbau in Zagersdorf und Kuffern

In Summe ist Österreich ein Weinland mit einer 3000 Jahre alten Weinkultur. Das heißt, der Weinstock findet bei uns die idealen, natürlichen Bedingungen vor. Diese Grundlage erlaubt einen Weinbau in edelster und hochqualitativer Form. Andere Länder außerhalb der natürlichen Verbreitung der Vitis Sylvestris mussten sich vieler Hilfen für weinähnliche Getränke bedienen. 

Wissenschaftlich ist der Weinbau in Bordeaux seit 80 nach Christi belegfähig, in Zagersdorf um 800 Jahre früher, wie auch in Kuffern – bei Göttweig ist er durch die Situla auch seit der Bronzezeit bewiesen.  

Ab 800 legten die Klöster in Deutschland und Tschechien über 400 Lesehöfe im Weinland Österreich an – alleine in der heutigen Wachau entstanden über 80 Lesehöfe. 

Weissenkirchen, Wachau (Foto: Fotolia)
Historische Weinkeller in der Kellergasse von Purbach, Burgenland, Österreich (Foto: Adobe Stock)

Die elitäre Ära bis 1918 und der Wandel danach

Soweit die Basis. Bis 1918 war der Wein aus dem K. u. K. Kernland der Elite der Welt vorbehalten. Beliefert wurde der Zarenhof oder vom Königreich England wurden die edelsten Weine bis Indien oder China geliefert (siehe Robert Schlumberger das Weinland Österreich aus 1903). Auch die Päpste bezogen 300 Jahre lang Weißwein über das Stift Zwettl aus der Region um Langenlois.  Der „Normale“ außerhalb des Klerus und des Adels bezog seinen Wein aus Ungarn und anderen Kronländern. 

Bis 1918 war der Wein aus dem K. u. K. Kernland der Elite der Welt vorbehalten. […] Der „Normale“ außerhalb des Klerus und des Adels bezog seinen Wein aus Ungarn und anderen Kronländern. 

1918 war das Ende des Systems – der Weinbau musst sich umstellen, es gab viel zu wenig Wein, denn die hohe Qualität und der Anspruch von einst ergab keine Mengen. Die Mengen kamen fürs Volk eben aus Ungarn. Masse war plötzlich gefragt – das zog sich immer weiter. 1945 war endgültig alles zerstört. Der Wein – wenn es überhaupt einen gab – war nicht bezahlbar. 1954 war der Gegenwert für einen Maurermeister pro Stunde 2 Liter Wein. Das arme Österreich war nun ein Weinimportland ohne Devisen – die Verwaltung zwang nun vehement zur Masse – 25.000 bis 30.000 kg waren das Ziel. Das Ergebnis: natürlich unreife, grausliche Weine. Diese wurden mit 7 kg Zucker und mehr aufgebessert, dass sie zumindest einen Alkohol bilden konnten. Bei Rotwein wurde mit staatlicher Hilfe Deckwein über den Südimport gekauft, den man in die rosafarbenen Flüssigkeiten schüttet, dass sie wie Rotwein aussahen und irgendwie trinkbar waren. 

Die Renaissance des österreichischen Weinbaus: Pioniere und ihre Einflüsse

Dieses staatlich geförderte System – um Devisen zu sparen – lief bis 1975 extrem gut. Aber Pioniere wie Herr Jamek rüttelten am Fundament. Er war der Erste, der keinen Zucker in den Wein zugab und er wurde wie alle Pioniere dieser Zeit auch in der Literatur als leicht verrückt dargestellt. Aber der Konsument wurde mündiger, der Weinumsatz von 65 Liter pro Kopf sank extrem und der Wohlstand suchte etwas Anderes als diese Massenweine. Eine Folge daraus war der Glycolskandal (Verweise auf das Buch von Kellereiinspektor Brüdes. Hier werden die Strafen von hohen Beamten aufgelistet). Durch den Wirbel erhielten jene die Oberhand, die sich mit dem Qualitätsweinbau beschäftigten. Jamek, Prager, Hirzberger, Igler, Gesellsmann zeigten, was möglich ist. Diese Pioniere erreichten eine Sogwirkung. Die Weinbauschulen und auch die Behörde stellten sich um. 

Heute gehört Österreich wieder zu den 3 besten Weißweinländern der Welt. Und auch die Rotweine sind unter den besten der Welt zu finden.

Weinbauregion Wachau (Quelle: Fotolia)

Bei Rotwein bewies schon vor 15 Jahren das Weingut Kirnbauer, als er mit den besten Rotwein der Welt in London auszeichnet wurde, was möglich ist. Großartige Rotweine aus Österreich finden sich bei allen Wettbewerben an der Spitze. Wie ein Blauer Portugieser mit Doppelgold in New York vor allen berühmten Chateaus. Auch edelsüße Weine sind im Grunde ein Heimspiel. Wenn unter den besten 10 der Welt nicht 5 Österreicher sind, war das Ergebnis schwach.

Österreich ist ein Naturweinland,

wo der Wein alles vorfindet, um zu allerhöchster Qualität zu reifen. Kalifornien, Chile, Neuseeland und die neue Weinwelt sind es nicht. Hier wurde der Weinbau eingeführt und bedarf vieler Hilfen. Es empfiehlt sich den Standpunkt der OIV Paris, der Weltlebensmittel Behörde im Netz nachzulesen – und warum manche dieser Länder aus den Gesetzen der Weltlebensmittelbehörde ausgetreten sind. Die Zukunft des österreichischen Spitzenweines ist schwierig vorauszusagen, aber die Chancen des Weinbaues mit der Natur gegenüber der industriellen Weinproduktion stehen schlecht. Fachlich ist laut den Weinbauschulen Krems, Klosterneuburg und Silberberg ein Herstellung von ein Liter Wein nach der Natur unter 8,- Euro nicht möglich.  Sogar das Finanzamt erkennt diese Kosten an. Blickt man in den Supermarkt, findet sich Anderes, das entweder durch extremen Einsatz der Erzeuger zu diesem Preis geliefert werden kann oder dass mit einer industriellen technischen Kette ohne Rücksicht auf Terroir und Jahrgang Weine produziert werden.  (Winzersterben: Im Jahre 2000 hatten wir 13.000 weinerzeugende Winzer  und 2023 nur mehr ca. 4000) .

Der Klapotetz ist eine Art Vogelscheuche, die vor allem im südsteirischen Weinland anzutreffen ist. Es besteht aus einem Windrad mit einer Welle und Schlägeln. Diese erzeugen durch ihr rhytmisches Klappern während der Traubenreife eine Geräuschkulisse, die dazu dient, Vögel von den Weingärten fernzuhalten (Foto: Canva)
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