Die Thermenregion: Eine „Zelle aus dem Gestern“ mit gebietstypischen Weinen, mit fast vergessenen Spezialitäten die alles können, was die Region – die einst zu den drei besten Weinregionen der Welt zählte! – bieten kann. (Auch in Frankreich war sie übrigens als solche anerkannt.)
Weinbau Karl & Karl jun. Woelflinger
Ausnahmeise ein Vorwort, um diese besondere Entwicklung zu verstehen. Karl Wölflinger stammt aus dem bekannten Heurigenort Perchtoldsdorf, der durch die Anbindung an die Wiener Straßenbahn in den 50er und 60er Jahren einen Boom erlebte, der einzigartig war. Der Wein war der Mittelpunkt, zum Essen gab es bei den Heurigen höchstens ein Schmalzbrot, drei Firmen wie der legendäre „Stelzen Werner“ boten warme Speisen zur Mitnahme zum Heurigen an. Es war normal, dass man sein Essen zum Heurigen mitnahm – der Wein war das Geschäft der Winzer, die Weinqualität war nicht von großer Bedeutung, ein „Resches Glasl“ vom Alten und vom Heurigen genügten. Aber ab den 70er Jahren änderte sich das Konsumverhalten. Die Weinqualität bekam einen Stellenwert und die Konsumation verringerte sich in der Menge erheblich. Vereinfacht gesagt: vom Reinschütten zum Genießen. Nicht einfach für einen Ort, der von der Mengenkonsum lebte. Ist Qualitätsweinbau der Sptize in Perchtoldsdorf überhaupt möglich? Es gab aber einen Hinweis von Vorvorgestern: Sowohl Mark Twain als auch Henryk Sienkiewicz, der Autor von Quo Vadis, der die damals weltberühmte Kaltwasserkur in Kaltenleutgeben machte, lobten die Perchtoldsdorfer Weine euphorisch. Das Lob gerade Mark Twains ist ein Besonderes, da er klare Aussagen über Weine machte, etwa: „Die Deutschen lieben Rheinwein. Er wird in schlanke Flaschen gefüllt und für ein gutes Getränk gehalten. Von Essig unterscheidet er sich durch das Etikett.“
Die „Haurer“ (in dieser Region war die Bezeichnung für Winzer „Haurer“, im Rest Niederösterreichs „Weinhauer“) begannen in Richtung Qualitätsweinbau zu arbeiten und zum Erstaunen der Weinbranche und auch der Konsumenten hatte Karl Rabl in den 90er Jahren den Besten Rotwein Österreichs. Es begann mit dem Engagement Vieler eine intensive Suche zur extremen Weinqualität. Ein langsamer Prozess ohne öffentliche Wahrnehmung, es war ein nicht abgesprochener, interner Prozess, eine Art stiller Wettbewerb der Jungen, heute kann man einen Cabernet von absoluter Weltklasse finden, großartigste Weine sind bei den meisten Betreiben fast selbstverständlich auf den Weinkarten zu finden. Der Ort schaffte ganz still den Turnaround vom Heurigenort zum Weingenuss-Ort. Vergleicht man Perchtoldsdorf mit der Legende von einst Gumpoldskirchen, so zeigen die Bewertungen eine wesentlich höher Dichte an Awards und Fachbewertungen.
Ein Prototyp diese Jungen P`dofer Winzer ist Karl Wölflinger aus Perchtoldsdorf: Er ist um die 20, Absolvent von Krems, sammelte bereits Auslandserfahrungen und geht mit großem Aufwand an Zeit analytische Wege, um das Besondere aus den Weinen und aus der Natur ins Glas zu bringen. Auch eine Auseinandersetzung mit der regionalen Uraltsorte „Königsast“ (Feteasca Regala), dem Wein der Könige des alten Europas, zeigt, dass diese Randsorte nicht zu Unrecht zu den besten der Welt gehörte. Karl Wölfinger sucht dabei, was in der puren Natur steckt, um Wein zu einem Traum werden zu lassen. Durchdachte aufwendige Wege: ein Holzfass hat enorme Stärken – hinsichtlich Micro Oxydation. Ein Stahltank hat enorme Vorteile hinsichtlich des Erhalts der Frucht und des Säurespiels. Dazu der Clayver – ein 400 Liter Tonfass – die ideale Amphore, allerdings ohne die Probleme rund um Hygiene. Diese drei Verfahren wurden einzeln ausgebaut und dann wieder vereint. Das Ergebnis: ein Hauch vom Feinsten der Natur.
Sein Aufwand und Anspruch lassen sich mit „Natur- und Wein-Extremist“ am besten beschreiben.
Sein Aufwand und Anspruch lassen sich mit „Natur- und Wein-Extremist“ am besten beschreiben. Die Natur, der Jahrgang bestimmt, und er sieht sich als Diener der Reben und der Vinifikation, nur als helfende Hand. Er sucht in der Literatur und Praxis in aller Welt nach Erfahrungen der oftmals kleinen Spezialisten der Spitzen, die extremen, fast schon Religionscharakter haben und egal mit welchem Aufwand Höchstleistungen erreichen. Sein Weg hat nichts mit wirtschaftlichen Überlegungen zu tun, sondern nur mit dem Ziel, jedes Jahr mehr aus der Praxis zu lernen um sich weiter steigern zu können.