Ein Schatz des Weinlandes Österreich den wir vergessen haben. Nicht so in Deutschland, wo er auch das Synonym Österreicher trägt und mit rund 5000 Hektar im Besatz steht.(Zum Vergleich der Dimension: die Fläche des gesamten Weinbaues in der Steiermark beträgt 5053 Hektar) Aber in seinem Heimatland Österreich ist er nur mehr auf 38 Hektar im Besatz. Die Identität und Herkunft ist eindeutig Österreich, denn in einem Hügelgrab in Zagersdorf wurden Traubenkerne gefunden die durch ihr Arttypisches Eiweiß als Grüner Sylvaner identifiziert wurden. Dieser ca. 2700 alte Fund ist an sich einzigartig, denn gegenüber den vielen Kernfunden (Stillfried, Krems), befanden sich in diesem Hügelgrab auch Reste von Keltergeräten, welche die Produktion von Wein belegten.
Der Grüne Sylvaner kann ein Weinerlebnis der Weltspitze sein – zumeist ist er in Österreich nur „brauchbar“. Das liegt an der ungewöhnlichen Sortentypizität. In der Zeit der Süßweine, in den 70iger und 80iger Jahren, war der Grüne Sylvaner die Ideale Sorte für Botrytis Weine und deshalb wurde er zur hohen Gradation hin getrimmt. Dabei hat die Sorte eine ungewöhnliche Eigenschaft in der geringen bis mittleren Gradationen. Bis 18 Zuckergrade, nach unserer Mostwaage, ist der Wein herrlich. Er schmeckt nicht nach Blumen, sondern nach Wein. Diese Aussage ist seltsam und begründet sich in der Vergangenheit. Sein Geschmack war das Ideal der Wissenschaft, wie Wein schmecken sollte.
Von 15 -18 Grad unserer Mostwaage in Österreich, praktisch vor der Bezeichnung Spätlese, ist er perfekt. Von der Spätlese bis knapp zur Beerenauslese bei 23 Grad, bezeichnete einst Dr Rome vom Fallstaff den Geschmack nach verbranntem Gummi. So unrecht war diese scharfe Aussage nicht, aber bei noch höherer Gradation verschwindet dieser Ton und ein großartiger Genuss kann entstehen.
Der Grüne Sylvaner im höchsten Qualitätssegment bedarf eines sensiblen Winzers, bei dem wirtschaftliches Denken und Handeln nicht im Vordergrund steht. Die Betreuung des Weingartens erfordert höchste Sorgsamkeit, denn diese Uraltsorte ist gegen die eingeschleppten Krankheiten, wie zB Oidium, sehr empfindlich. Außerdem hat sie auch hohe Ansprüche an den Boden. Im Keller ist Geduld (bzgl des abziehens von der Hefe) gefragt. Den Wein einfach in Ruhe werden lassen, bis die Flaschenreife erkennbar wird.