Seit dem 15. Jahrhundert ist sie im Alpen-Adria-Raum dokumentiert – die traditionelle Holzfällerspeise Frigga. Aber handelt es sich dabei wirklich um eine Kärntner Spezialität? Welche Varianten gibt es? Und wie bereitet man zu Hause eine typische Frigga zu?
Herzhaft, kraftspendend und reich an Tradition: Das ist Frigga. Wer jetzt an die nordische Mythologie denkt, liegt falsch. Denn für unsere Geschichte müssen wir uns nicht in den hohen Norden zur Gemahlin des Gottes Odin begeben – wir suchen lieber direkt vor der Haustür, hier im schönen Kärnten.
Was wir dort unter demselben Namen finden, ist ein uraltes Gericht, das früher bei Holzfällern im Alpen-Adria-Raum große Beliebtheit genoss und bis heute zu den Spezialitäten der Region zählt. Ein reichhaltiges Omelett aus regionalem, köstlichem Almkäse, Speck und Eiern, das über dem offenen Feuer zubereitet wird – einfach und bodenständig, nahrhaft und voller Geschmack – die Wikinger hätten zweifellos ihre Freude daran gehabt.
Die Zubereitung der Frigga ist denkbar unkompliziert: Zum glasig angebratenen Speck wird würfelig geschnittener Almkäse gegeben. Sobald er zerrinnt, werden Eier darübergeschlagen; wenn sie stocken, fehlt nur noch eine Scheibe Bauernbrot und die Speise ist fertig. So einfach kann es sein, die Kärntner Tradition aufleben zu lassen.
Doch Halt: Die Kärntner Tradition?
Frigga – typisch Alpen-Adria
Dass die Frigga kärntnerischen Ursprungs sei, ist eine durchaus gewagte Aussage, die in der Region nicht so schnell Konsens finden wird. Es beginnt schon damit, dass selbst im Gailtal, dem mutmaßlichen Kärntner Herkunftsgebiet, jedes Dorf auf seine – nämlich die eigentlich ursprüngliche! – Zubereitungsweise der Frigga besteht. Noch komplizierter wird es auf der nächsten Maßstabsebene. Denn abgesehen von der österreichisch-kärntnerischen Frigga gibt es auch eine slowenisch-tolminische Frika sowie ein italienisch-friulanisches Frico – die selbstverständlich jeweils den Anspruch auf die originale Ursprungsvariante erheben.
Eine kulinarische Kabbelei, die sinnbildliche für die gesamte Kultur des Alpen-Adria-Raums stehen kann. Denn obwohl Bergketten, Staats- und Sprachgrenzen die Region dem Anschein nach in drei nationale Zugehörigkeiten spalten, zeigt sich gerade an Beispielen wie der Frigga, dass es sich beim Alpen-Adria-Raum um eine Gegend mit gemeinsamer Geschichte und eng verwobenen Traditionen handelt. Schließlich liegt im Wesen jeder Grenze auch ihre eigene Durchlässigkeit – ein Glück – nicht zuletzt für kulinarische Feinschmecker.
Die Frigga? Typisch grenzenlos!
Zwischen Holzfäller-Fast Food und Delikatesse am Adelshof
Was bei allen Gemeinsamkeiten jedoch bleibt, ist die Herausbildung verschiedener regionaler Varianten. So kann etwa bei der Kärntner Variante zwischen der Zubereitung mit Eiern oder mit Kartoffeln unterschieden werden. Letztere gilt dabei als die ältere Variante, da die Kartoffeln – wie auch Speck und Käse – von den Holzfällern auf ihren tage- und wochenlangen Arbeitswegen mitgeführt werden konnten, ohne zu verderben.
Ähnlich zusammengesetzt sind die Varianten rund um das slowenische Sočatal – statt dem Gailtaler Almkäse gilt dort jedoch der geschmolzene, als ‚frico‘ bezeichnete Tolmin-Käse als typischer Bestandteil der Frika.
Italien dagegen trumpft in seiner Erzählung des Frico mit einer historischen Quelle auf: Bereits 1450 hielt Maestro Martino da Como, der Haus- und Hofkoch des päpstlichen Kaplans, das Rezept des Frico in seinem Buch De Arte Coquinaria fest – in einem der ersten Kochbücher der Neuzeit. Damals bekannt unter dem Namen Caso in patellecte, und gewürzt mit Zucker und Zimt, wird es heute meist mit Montasio-Käse und Kartoffeln, ähnlich einem Kartoffelpuffer zubereitet und gerne auch mit Polenta serviert. Neben einer weichen existiert hier auch eine krümelige Variante, wahlweise kann das Gericht mit Zwiebeln, Porree oder Speck verfeinert werden.
Zurück in Kärnten ist die Frigga heute eine beliebte Delikatesse mit Bodenhaftung – ob unter Einheimischen, als magenfüllendes Traditionsgericht nach dem Fortgehen, oder für Besucher der Region, die etwa im Gailtaler Alpenhotel Plattner der typischen Zubereitung über offenem Feuer beiwohnen können.
Frigga zum Nachkochen
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind, haben wir abschließend noch ein typisches Rezept für die Gailtaler Frigga herausgesucht. Den Anspruch auf das Originalrezept sparen wir uns allerdings in diesem Fall und wünschen stattdessen einen herzhaften Alpen-Adria-Genuss!
Zutaten für 4 Personen
1 EL Öl
2 Zwiebeln
240 g Bauchspeck
200 g Bergkäse (je zur Hälfte würzig und mild)
Salz, Pfeffer
8 Eier
Petersilie
Kartoffeln
Zubereitung
Die Zwiebeln fein hacken. Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebeln darin anschwitzen. Den Speck würfeln, dazugeben und mitrösten. Der Speck muss schön glasig sein.
Gekochte und in Scheiben geschnittene Kartoffeln dem Speck beigeben. Den Bergkäse reiben und untermischen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Eier aufschlagen und dazugeben. Alles gut durchmischen, 2–3 Minuten durchziehen lassen und mit Petersilie bestreuen.
Vom Herd nehmen und am besten mit Brot servieren. Bei Bedarf mit Almkräutern verfeinern.
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