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Erdäpfel in einem Korb

„Kipfler“ Erdäpfel führten zu vielen Anfragen – vielen Dank dafür!

Wir haben uns bemüht, alle zu beantworten.

Vorweg: Es ist nicht einfach. Es beginnt damit, dass Kartoffeln von Natur aus nicht rund und gleichmäßig sind. Die Edelsorte Siglinde, eine der besten Kartoffelsorten, hat beispielsweise eine etwas dickere, dunkle Schale und wirkt unansehnlich – und scheidet daher für den Supermarkt aus. Dort zählt vor allem ein gleichmäßiges Erscheinungsbild und eine fast leuchtend gelbe Schale. Dass Kartoffeln aus der Erde stammen und meist unregelmäßig geformt und mit Verwachsungen geerntet werden, ist vielen Konsumenten heute völlig fremd.

Hinter der Kartoffel steht eine der weltweit stärksten Industrien, die auf der einen Seite das Interesse hat, mit möglichst patentierten Sorten für die Supermärkte den Konsumenten ein schönes Bild zu bieten. Mehr steckt nicht dahinter; verbunden nur mit dem zweiten Ziel, dass man die Saaten kaufen muss. Der Kartoffel ist von Natur aus einfach zu vermehren, indem man eine Kartoffel einsetzt und alles andere macht die Natur. Gezüchtet wird aber nach dem Gesichtspunkt der Schönheit – ob diese Sorten einen individuellen Geschmack bieten ist kein Thema – Hauptsache schön. Hinzu kommt, dass diese Züchtungen auf einer genetischen Manipulation beruhen – dass sie nicht mehr „normal“  wie in der Natur vermehrbar sind.

Dass Kartoffeln aus der Erde stammen und meist unregelmäßig geformt und mit Verwachsungen geerntet werden, ist vielen Konsumenten heute völlig fremd.

Der Landwirt ist in diesem Prozess einfach hilflos.

Der Landwirt ist in diesem Prozess einfach hilflos: Baut er alte große Sorten an, hat er keine Abnehmer im Lebensmittelhandel. Früher konnte er diese zumindest an die Industrie verkaufen, doch auch das hat sich verändert. Die einzige Fabrik für Kartoffelstärke der Argana in Gmünd erzeugt daraus Produkte für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie auch für die Papier- und Baustoff-, Kosmetik- und Pharmaindustrie. Die Abnahmen werden vorab vertraglich vereinbart, wobei das Interesse der Industrie auf jenen Sorten liegt, die die meiste Kartoffelstärke bieten. (Mit Esskartoffel für Salat oder Kartoffelgerichte hat das wenig Gemeinsames.)

Die zentrale Frage war: Wo bekommt man Kipfler, Siglinde und andere wohlschmeckende alte Sorten?

Eigentlich nur mehr in Eigeninitiative: Die Arche Noah in Schiltern verfügt über 500 alte Kartoffelsorten, wovon einige zu erwerben sind. Der Weg wäre einfach, das Team der Arche ist engagiert und man kann in einem Telefongespräch die speziellen Wünsche orientieren. Bestellungen von im Moment verfügbaren Sorten sind nur in Kleinstmengen möglich.  D.h. beispielsweise einfach im Garten setzen und so selber vermehren, für das Vermehren würde an sich schon ein Blumenkisterl am Balkon genügen, wenn man keinen Garten hat, oder bei Freunden oder Bauern zu fragen, ob man ein kleine Reihe setzen darf – Kartoffel sind genügsam. Zwei, drei mal das Unkraut zu entfernen und eventuell den nun schon sehr seltenen Kartoffelkäfer abzuklauben genügt. Es lohnt sich, gartenfrische Kartoffel zu genießen, es sind Erlebnisse, die der Supermarkt nicht bieten kann.

Alternativ bietet der Biohof Loidolt in Waidhofen an der Thaya eine Vielzahl an alten Sorten und sogar drei Kipfler-Raritäten, aber auch nur in kleinen Mengen, die allerdings für ein Genusserlebnis genügen.

Leider können wir auch nach intensiver Rechere nicht mehr an Antworten bieten, denn es gibt noch einen Haken: Das natürliche Umfeld Kartoffel liegt in sauren Böden, d.h. der Boden muss im sauren PH Wert liegen – das ist in Österreich nur im Waldviertle gegeben. Für den „privaten“ Anbau ist es egal, ein saurer Fleck Boden findet sich überall.

Eines noch: Die Arche Noah in Schiltern ist einen Besuch wert. Die Engländerin Nancy Arrowsmith legte dafür 1994 die Basis. Ihre Idee war es, einen Pool von alten Sorten im Austausch aufzubauen. Nach dem Motto: Jemand hat einen alte Bohnensorte und möchte eine bestimmte alte Salatsorte dafür tauschen. Damals wurde diese Idee eher belächelt, aber Arrowsmith wusste, dass es in den langsam verschwindenden Bauerngärten viele alte Sorten gibt, die es zu erhalten gilt. Können Sie sich vorstellen, dass es über 300 verschiedene Bohnensorten mit vielfältigen Geschmacksrichtungen gibt?

Hier können Sie unseren ersten Artikel über den Kipfler nachlesen.

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