Es ist ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht: Jedes Jahr im Frühsommer prickelt in Klagenfurt die Stimmung – und mit ihr der Sekt in den Gläsern der Verkoster:innen bei der Sekt Classique Concours. Die Zusammensetzung der Jury ist so exquisit wie die Teilnehmer-Sekte. Önologen, Fachjournalisten, Weinfachhändler und Sommeliers kommen auf Einladung von Georg Unterrainer zusammen, um die Crème de la Crème der österreichischen Sektlandschaft zu verkosten.
Die „Königliche Mädchentraube“ – kennen Sie den Königsast?
SERIE: Rebsorten mit Geschichte und Ihren Merkwürdigkeiten!
Die königliche Mädchentraube – der Königsast: ein Relikt aus dem Vorgestern mit einer interessanten Historie. Rumänien, das Ursprungsland dieser Sorte, war vor allen Umbrüchen ein reiches Land. Beherrscht wie früher üblich vom Adel und dem Klerus. Ein romanisches Land mit enger Verbundenheit zur alten römischen Tradition, bei der Genuss, Lebensfreude und Wein ein zentrales Thema der Elite waren.
Rumänien gehörte immer schon zu den besonderen Weinländern der Welt. Der 50 Jahre andauernde Kommunismus hat dies allerdings in Vergessenheit geraten lassen. Es gab einen Wein der Elite, für den sogar ganz spezielle, bauchige Gläser kreiert wurden. Mit einem kleinen Glasdeckel versehen, konnte durch sie der außergewöhnliche Duft des Weines besser zur Geltung kommen. Diese ganz besondere Duftausprägung war mit keiner anderen Sorte vergleichbar.
Der Wein, von dem die Rede ist, war der Fetească Regală. Er wurde auch als Königsast bezeichnet, als „Königswein“, mit dem Ursprung in Rumänien.
Die Alte Weinwelt
Dazu: Die Weinwelt von einst war eine völlig andere – mit einer Weitsicht, von der wir heute noch lernen können. Die Römer mit einem Weltreich von Nordafrika über Georgien, Türkei, Griechenland und das gesamte Mitteleuropa hatten eine perfekte Logistik, um die besten Traubensorten dieser großen Welt zu selektionieren. Der Fetească Regală war so ein Selektionsprodukt. Dieser wuchs und zeigte sich in Rumänien als perfekter, großer Wein.
Die Donaumonarchie, zu der auch große Teile von Rumänien gehörten, hatte ein K. u. K.-Weinamt. Dieses Amt befasste sich mit den besten Rebsorten des Reiches. In Deutsch-Ungarn, also dem Burgenland, stand ganz selbstverständlich die Mädchentraube (ein Synonym zu den Fetească-Sorten) aus Rumänien. Der letzte Weingarten mit der Sorte von der Familie Ratz aus Rust wurde vor ca. 20 Jahren aufgelassen. Über die Brücke von Rumänien-Ungarn-Deutsch Ungarn kam der Feteasca Regala in der K. u. K. Zeit in die Monarchie.
Die Weinwelt von eins war eine völlig andere – mit einer Weitsicht, von der wir heute noch lernen können.
Mädchentraube zwischen Nation und Tradition
Durch das Aufkommen des Nationalismus um 1900 wurde bestimmt, welche Rebe dem „Deutschen“ entspricht und welche nicht – mit der Qualität hatte das wenig zu tun. Nicht nur der Königsast/Fetească Regală wurde aussortiert, auch der als Lindenblättriger bekannte Hárslevelű, der den damaligen großartigen Ruster Ausbruch bestimmte, hatte einen „fremden“ Namen also kann er kein „Deutscher“ Qualitätswein sein. Es gab noch viele weitere. Also alle raus aus dem Sortiment. Bis heute sind diese Sorten nicht mehr im gesetzlich zugelassenen Sortiment – trotz früherer Anbautradition in Österreich. Allerdings: Einige kluge Leute in der Thermenregion, insbesondere aus dem Weinort Perchtoldsdorf, erfanden den Namen Königsast und konnten so die Legislative überzeugen, dass diese Rebe sehr wohl eine „Deutsche “ ist und im Bestand sein darf.
Delikatesse Königsast – einen Versuch wert
Dieser Wein scheidet die Geister – entweder wird man zu einem absoluten Fan oder man mag ihn gar nicht. Der Duft ist ungewöhnlich zart. Er ist fein am Gaumen und im Gegensatz dann kraftvoll mit einem dem Riesling nahekommenden Säurespiel und einem würzigen Abgang.
Die Winzer, die den Königsast heute noch in Österreich anbauen, lassen sich an einer Hand abzählen. Einer davon ist Georg Sommerbauer – ein echter Meister der Qualität, der sich auf eine lange Tradition berufen kann. Seit Generationen führt die Familie Sommerbauer, die seit dem 17. Jahrhundert in Perchtoltsdorf ansässig ist, hier ihren Weinbaubetrieb mit Buschenschank.
Perchtoldsdorf ist seit Langem ein Anbaugebiet für den Fetească Regală. Wer also mit der königlichen Mädchentraube den Geschmackserlebnissen der K.u.K.-Monarchie nachspüren will, tut gut daran, sich dabei auf das Traditionswissen der Familie Sommerbauer zu verlassen!
Winzer und Heurigenchef Georg Sommerbauer – einer der letzten mit Königsast im Sortiment (Foto: Der Weinbau)
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