Die Glasproduktion ist seit über 3500 Jahren in Ägypten bekannt – die hohe Kunst des Glasmachens fand aber in Murano statt. Um 1600 entstand ein neuer Wettbewerber aus dem hintersten Winkel der damals bekannten Welt – aus dem Böhmerland (heute Waldviertel).
Klachelsuppe: Ein südösterreichischer Klassiker mit Herz und Geschichte
Für die einen kräftig, köstlich, brühend warm – für die anderen deftig, wuchtig und ein Graus: So oder so ist sie ein Klassiker der kalten Jahreszeit. Die Klachelsuppe ist eine Spezialität mit Tradition, die typischerweise in Kärnten und der Steiermark serviert wird. Geschätzt wird sie nicht nur für ihren herzhaften Geschmack – der Verzehr der Klacheln soll angeblich auch dazu beitragen, die Gelenke zu schmieren. Nur ein Mythos oder traditionelles Naturwissen? Wir haben die Suppe für Sie ausgelöffelt.
Eigentlich ist es eine ganz normale Suppe – je nach Geschmack mit oder ohne Einbrenn, aber immer mit Karotten, Sellerie und Lauch, mit verschiedenen Gewürzen und mit einer Fleischeinlage. Wenn wir ehrlich sind, sieht sie genau genommen nicht einmal besonders appetitlich aus. Glitschige Fleischstücke schwimmen in einer undefinierbaren, sämigen Suppe mit verschiedenen Einlagen.
Doch genau diese Fleischstücke sind das Besondere: die sogenannten ‚Klacheln‘, also die Schweinshaxen sind die Essenz der Suppe. Und zwar buchstäblich – stundenlang werden die Haxen und das Gemüse gekocht, bis die Suppe den typischen Geschmack und die besondere Sämigkeit angenommen hat. Dabei können sich die feinen Aromen frei entfalten, da die Gelatine und die natürliche Stärke aus dem Fleisch in die Suppe abgegeben werden.
Kulinarische Botschafterin der Region
Die Klachelsuppe hat in Südösterreich eine lange Tradition. Früher galt das Schwein als wertvoller Schatz, und kein Teil wurde verschwendet – die Klacheln waren die Basis für eine nährstoffreiche und sättigende Mahlzeit. Was früher als Selbstverständlichkeit aus den Umständen des Lebens auf dem Land entstand, feiert heute als ‚Nose to Tail‘-Küche ein kulinarisches Comeback. So wird die Suppe, die früher als Arme-Leute-Essen galt, heute auch in renommierten Gasthäusern serviert.
Den jeweiligen Köch:innen bleibt dabei durchaus Raum für eine moderne Interpretation des Gerichts. So kann die rustikale Delikatesse etwa nach Belieben mit Sauerrahm oder Weißwein verfeinert oder durch etwas Schnittlauch mit einer modernen Frischenote versehen werden. Die Gewürze variieren je nach Zubereitungsart von Kümmel über Liebstöckel, Thymian, Beifuß und Lorbeer bis hin zu Majoran, gerne wird auch Essig dazugegeben. Als Beilage wird entweder Schwarzbrot oder, traditionellerweise, der aus Buchweizenmehl zubereitete Heidensterz serviert.
Zwischen Tradition und Nachhaltigkeit
In einer Zeit, in der sich das Bewusstsein vieler Menschen von gedankenloser Verschwendung auf nachhaltiges Wirtschaften rückbesinnt, haben Gerichte wie die Klachelsuppe gute Karten. Kreative Verwertungsstrategien, die Bauern und Bäuerinnen früher aus Notwendigkeiten wie der kurzen Haltbarkeit und einem Mangel an Lebensmitteln heraus entwickelten, entsprechen dem Zeitgeist mehr als es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Klachelsuppe ist ein Paradebeispiel für einen nachhaltigen Umgang mit regional produzierten Lebensmitteln. Und ob sie nun tatsächlich die Gelenke schmiert oder nicht, liegt sie damit voll im kulinarischen Trend.
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind und die Suppe selbst nachkochen wollen, haben wir hier ein traditionelles Rezept herausgesucht:
Zutaten:
Schweinshaxen (ggf. in ca. 3 cm dicke Scheiben geschnitten, ohne Zehen)
Karotten
Sellerie
Zwiebel
Knoblauch
Salz
Lorbeer, Essig, Weißwein, Majoran, Thymian, Pfeffer(körner), Kräuter
Öl, Mehl
Vorbereitung:
Je nach Geschmack eine leichte Einbrenn (Mehlschwitze) machen und mit Wasser aufgießen. Nach Belieben würzen, Gemüse klein würfelig schneiden, Klacheln (als Ganzes oder in Scheiben geschnitten) hinzufügen und sehr weich kochen. Alternativ die Klacheln direkt ins kalte Wasser geben und später das Gemüse und die Gewürze hinzufügen.
Als Beilage eignen sich Heidensterz aus Buchweizenmehl oder Schwarzbrot.
Zubereitungsdauer ca. 1h
Ein alternatives Rezept finden Sie hier.